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TPU drucken leicht gemacht: Einstellungen, Haftung & typische Fehler

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TPU drucken leicht gemacht: Einstellungen, Haftung & typische Fehler

Flexibles Filament = flexible Nerven? Muss nicht. Mit sauberem Filamentpfad, realistischen Geschwindigkeiten und einem entspannten Retract läuft TPU überraschend easy – egal ob 85A superweich oder 98A „zäh wie Kaugummi im Kühlschrank“.

Grundlagen: Warum TPU „anders“ druckt

TPU ist elastisch. Im Extruder wirkt es wie eine Feder: Druck baut sich verzögert auf und ab. Zu hohe Beschleunigungen, enge Kurven im Filamentpfad oder aggressive Retracts führen schnell zu Unterextrusion, „Puls“-Wänden und Stringing. Deshalb: ruhige Kinematik, kurzer, enger Filamentpfad (Direct-Drive im Vorteil) und kleine Retracts.

  • Shore-Härte: 85A–92A sehr weich (mehr Dämpfung, langsamer drucken), 95A–98A härter (einfacher zu handhaben).
  • Düsengröße: 0,4 mm geht, 0,6 mm verzeiht mehr und erhöht Volumenstrom.
  • Surface: Strukturiertes PEI ist der Allrounder. Auf glattem PEI/Glas hilft ein PVA-Film als definierte Trennschicht.

Praxis-Setup & Startwerte

Shore / Extruder Nozzle / Bed Retract (Direct / Bowden) Speed (Peri/Infill) Cooling Hinweise
95A–98A (Direct) 215–230 °C / 40–55 °C 0–0,6 mm @ 15–25 mm/s / — 25–35 / 30–45 mm/s 0–10 % Combing „Within Infill“, Z-Hop 0–0,2 mm, E-Steps/Flow sauber kalibrieren.
95A–98A (Bowden) 220–235 °C / 45–55 °C 1,0–2,0 mm @ 15–25 mm/s 20–30 / 25–40 mm/s 0–10 % Kurze, glatte Bowdenpfade; Klemmen/Enge vermeiden; Accel/Jerk reduzieren.
85A–92A (Direct) 215–225 °C / 40–50 °C 0–0,4 mm @ 15–20 mm/s 15–25 / 20–35 mm/s 0–5 % Große Radien im Filamentpfad, 0,6er Düse bevorzugt, langsame Accel.

Feintuning immer kleinschrittig: Temperatur ±5 °C, Retract ±0,2 mm (±5 mm/s), Speed ±5–10 mm/s, Z-Offset ±0,02–0,04 mm.

Schritt-für-Schritt-Workflow (ca. 10–15 Minuten)

  1. Filamentpfad glätten: PTFE/IDler prüfen, keine scharfen Kanten. Filament-Clips/Staubfänger einsetzen. Ersatzteile & Hilfen: Tools & Ersatzteile.
  2. Oberfläche wählen & vorbereiten: Strukturiertes PEI entfetten (Reinigung). Glattes PEI/Glas mit Haftmittel dünn als Trenn-/Haftfilm einstreichen.
  3. Erste Schicht sichern: Bett 45–50 °C, Z-Offset vorsichtig (TPU „quetscht“ schnell). 0 % Lüfter, 15–20 mm/s.
  4. Conservative Start: Nozzle 220 °C, Perimeter 25 mm/s, Retract 0,2 mm (Direct) bzw. 1,2 mm (Bowden) @ 20 mm/s.
  5. Stringing-Test: Zwei Türme drucken, in kleinen Schritten: erst Temp −5 °C, dann Retract +0,2 mm, Travel 150–180 mm/s.
  6. Accel/Jerk trimmen: Wenn Wände „pumpen“: Accel −20–30 %, Jerk moderat; Pressure/Linear Advance aktivieren und fein kalibrieren.
  7. Flow checken: Ein-Wand-Test; bei „fetten“ Linien Flow −1–2 %, bei Lücken +1–2 %.
  8. Speichern & labeln: Profil nach Shore/Extruder benennen (z. B. „TPU95A_Direct_0.6PEI“). Notiere Düse/Surface.

Pro-Tipps & Feinjustage

  • Großzügige Radien: Filament darf nirgendwo abknicken (Spulenhalter, Einzug, PTFE). Reibung killt den Fluss.
  • Wipe statt Retract: Leichter Wipe (2–5 mm) reduziert Nachsiffen ohne Retract-Overkill.
  • Z-Hop nur minimal: 0–0,2 mm, sonst „zieht“ TPU Fäden nach oben.
  • Volumenstrom realistisch: 0,6er Düse + 0,28–0,32 mm Layerhöhe bringt Tempo ohne Stress.
  • Feuchte beachten: TPU nimmt Wasser auf. 45–55 °C für 6–8 h trocknen; lagern in Box/Beutel → Filament & Resin.
  • Finish easy: Entgraten, Heißluft sehr vorsichtig für Oberflächen-Glättung; mehr in Nachbearbeitung.

Troubleshooting kompakt

Symptom Ursache Fix
Stringing/„Engelshaar“ Düse zu heiß; Retract zu klein/langsam; feuchtes Filament −5 °C; Retract +0,2 mm & +5 mm/s; Spule 6–8 h trocknen
„Gummi-Schmier“, matschige Kanten Z-Offset zu niedrig; Bett zu heiß; zu langsame 1. Schicht Z +0,02–0,06 mm; Bett −5 °C; Layer 1 15–20 mm/s
Unterextrusion / Pulswände Reibung im Pfad; Accel/Jerk zu hoch; zu viel Retract Pfad glätten; Accel −20–30 % ; Retract reduzieren, Wipe aktivieren
Teil löst sich später Oberfläche fettig; zu wenig Brim; Lüfter zu hoch Entfetten (Reinigung); Brim 5–10 Linien; Lüfter Layer 1 0 %
Blasen/Knistern Feuchtes Filament 45–55 °C, 6–8 h trocknen; direkt aus Box drucken
Haftet zu stark (reißt beim Abnehmen) Glatte PEI/Glas ohne Trennschicht Dünner PVA-Film (Haftmittel); nach Abkühlen lösen

Wartung & Best Practices

Halte Extruder und Idler sauber, prüfe Federspannung regelmäßig (zu viel Druck verengt TPU). Tausche abgenutzte PTFE-Führungen, halte den Filamentpfad staubfrei und die Spule trocken. Vor jedem größeren Job: kurze Re-Kalibrierung (Temp/Flow/Retraction) und ein 5-Minuten-Testteil. Dokumentiere funktionierende Profile nach Shore/Extruder/Düse – so bist du bei der nächsten Rolle sofort wieder im Sweet Spot.

CTAs – passende Kategorien auf druckzeug.de

FAQ

Brauche ich für TPU zwingend Direct-Drive?
Nein, aber es hilft. Bowden geht mit kurzen, glatten Wegen, moderaten Speeds und kleineren Retracts.
Welche Düsengröße ist sinnvoll?
0,4 mm für Details; 0,6 mm macht TPU entspannter, schneller und reduziert Pulswände.
Darf ich den Lüfter bei TPU nutzen?
Sparsam. 0–10 % reichen meist. Zu viel Lüfter verschlechtert Layerhaftung und fördert Warping auf dünnen Stegen.
Warum druckt mein TPU plötzlich „löchrig“?
Meist Reibung/Verklemmen im Filamentpfad oder zu hohe Accel/Jerk. Pfad glätten, Accel −20–30 % und Retracts reduzieren.
Wie lagere und trockne ich TPU richtig?
Trockenbox/Beutel mit Silicagel; zum Auffrischen 45–55 °C für 6–8 h. Danach direkt aus der Box drucken.

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